Schreibbüro zum blauen Federkiel

Literatur in Tateinheit mit Kunst: Renaissance


Epoche der Renaissance (1420 - 1600)


Mona Lisa (Leonardo da Vinci)


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Begriffserklärung: Auch wenn der Begriff Renaissance (deutsch: Wiedergeburt) aus dem Französischen stammt, nahm die Epoche ihre Anfänge in Italien. Hier, wo die Kunst und Philosophie der Antike nach Griechenland ihren Zenit erlebte, feierten die beiden Geisteswissenschaften um 1500 auch ihre Auferstehung. Den Mensch als Individuum neu entdeckt, fand die Renaissance im Verlauf der nächsten 200 Jahre schließlich ihren Weg in die umliegenden Nachbarländer, sodass sich die Idee von der unantastbaren Würde des Einzelnen in ganz Europa verbreitete.

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Die Entstehung des Humanismus als historischer Hintergrund: Urvater der alten, neuen Weltanschauung war unumstritten der griechische Philosoph Platon. Als Schüler des Sokrates beschäftigte er sich seiner Zeit neben bedeutenden Gebieten der Naturwissenschaften (z.B. Anthropologie und Metaphysik) ebenso mit geisteswissenschaftlichen Themen, wie Ethik und der Erkenntnistheorie. Gerade letzteren beiden Feldern sind seine einzigartigen Bemühungen zu zuschreiben, die Seele als unsterbliches Gefüge zu definieren. Jenes konnte nach Sokrates' Auffassung durch einen individuellen Lernzyklus und die richtigen Impulse nicht weniger zu Weisheit und Wissen gelangen, als Hochstudierte es durch das aneignen niedergeschriebener Lehren vermochten. 

In diesem Zusammenhang stellte der Philosoph auch den unangefochtenen Wahrheitsgehalt wissenschaftlicher Erkenntnisse in Frage und entfachte insbesondere in der Renaissance, wo zahlreiche seiner Schriften ins Lateinische übersetzt wurden, hitzige Diskussionen über die damals gängigen Lehren der Naturwissenschaften. Diese wurden im Frühmittelalter stark von theologischen Institutionen, wie der Kirche überwacht, was neue Denkansätze weitestgehend unterdrückte. Es erscheint heute nur logisch, dass die damals vorherrschende Glaubens- und Wissenszensur als Nährboden humanistischer Denkansätze diente, welche sich an antiken Vorbildern orientierten. Drei Grundprinzipien des in der Renaissance entstandenen Humanismus lauten dabei wie folgt:


 
  • Das höchste Gut einer Gesellschaft bildet das Glück und das Wohlergehen jedes darin lebenden Individuums.
  • Würde, Persönlichkeit und Leben eines Menschen sind unantastbar und müssen folglich nicht nur respektiert, sondern auch geschützt werden.
  • Unabhängig von wissenschaftlichen und theologischen Institutionen besitzt jeder Mensch die Fähigkeit, sich auf eigene Weise weiter zu entwickeln und zu bilden. Schöpferischen Kräften eines Einzelnen muss daher die Möglichkeit gegeben werden, sich zu entfalten.
  • Fortschritt und Weiterentwicklung sind nicht nur Ziel und Aufgabe des Individuums, sondern auch der Gesellschaft, in welcher Individuen zusammen finden.

 



Unterteilen lässt sich die Renaissance in drei Abschnitte, die abhängig von der Region früher oder später in Europa einsetzten. Grund hierfür sind zeitliche Verzögerungen in der künstlerischen und literarischen Stilverbreitung, welche erst nach und nach von Italien aus ihre Wege in andere europäische Länder fand.


Frührenaissance: (1420 bis 1500 in Italien / 1500 bis 1550 in Deutschland)
Da die Frührennaisance um 1400 ihre Anfänge nahm, trägt sie in Fachkreisen oft den Beinamen Quattrocento (italienisch: vierhundert). Das Zahlenkürzel des Wortes millequattrochento (italienisch: eintausendvierhundert) entspricht, wie die Übersetzung schon sagt, dem Jahr 1400. Für die Wiederbelebung antiker Kunst und Philosophie waren in diesem frühen Stadium der Renaissance unter anderem die Philosophen Petrarca und Boccaccio, sowie  der weltbekannte Bildauer Donatello verantwortlich. Sie trieben die Impulse der Antike zunächst von Florenz aus voran.

Hochrenaissance: (1500 bis 1530 in Italien / 1550 bis 1590 in Deutschland)
Perfektion und Harmonie des neuen Kunst- und Literaturstils standen in der zweiten Phase der Renaissance klar im Vordergrund. Aus diesen Grund erreichte das Streben nach individueller, schriftlicher und visueller Vollkommenheit in diesem Stadium seinen Höhepunkt, was sich insbesondere an den durch Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo und Albrecht Dürer geschaffenen Kunstwerken jener Zeit zeigt.

Spätrennaissance: (1530 bis 1600 in Italien / 1590 bis 1600 in Deutschland) 
Mit dem Tod Raffaels 1520 zeichnete sich in der Spätrenaissance eine allmähliche Auflösung der künstlerischen Ordnungssysteme der Epoche ab. Proportionale Verzerrungen in bildhaften Darstellungen und ein intensiv ausgeschmückter Sprachstil setzten hier erste Grundlagen für den späteren Barockstil.



Bedeutung der Renaissance für die Literatur



Gedrucktes Wort revolutioniert Literatur: Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg ereigneten sich in der Renaissance einige wichtige Neuerungen für die Literatur. Bislang geleitet von den Schriften der Antike und deren Übersetzungen, kamen hier nun zum ersten Mal auch eine Reihe zeitgemäßer Werke und Interpretationen alter Texte auf, die sich dank des Drucks schneller verbreiteten als bisher

Elisabethanisches Theater: Besonders beliebt waren bei der nun in großem Stil möglichen Verbeitung schriftlicher Kopien jegliche Formen des Theaters, darunter auch das Elisabethanische Theater. Es bezeichnet die Gesamtheit aller damaligen Theaterformen, die überwiegend zur Zeit der Regentschaft von Königin Elisabeth I. in England existierten. 

Volksepik: In der Renaissance beganngen viele Autoren damit, überlieferte Texte wie etwa Sagen, Legenden und Fabeln in sogenannten Volksbuchsammlungen in einem Ausmaß zusammen zu tragen, wie es erst im 19. Jahrhundert durch die Gebrüder Grimm wieder geschehen sollte. Als Nachfolger der Spruchdichtung und des Minnesangs tat sich in der Renaissance zudem der Meistersang hervor - ein in drei Strophen gegliedertes Lied, dessen Aufgesang ähnlich dem Minnesang aus den ersten beiden Strophen bestand, während die letzte Strophe den Abgesang bildete. Abschließend ist in der Epoche der Renaissance zwei literarischen Frühentwicklungen ebenfalls Aufmerksamkeit geschuldet, deren spätere Ausformulierung zwei der wichtigsten Standardgattungen der Literatur hervor brachte:



Büste von Dante Alighieri
  • Als erste Entwicklung wäre hier der Schwank zu nennen, welcher als Urform der Komödie bezeichnet werden kann. Der Begriff Schwank leitet sich hierbei vom mittelhochdeutschen Wort swanc ab, was übersetzt so viel wie 'lustiger Einfall' oder 'Streich' bedeutet. Der Begriff umschreibt die lustigen Begebenheiten, welche beim Schwank dargestellt wurden. 
  • Die zweite Frühform ist das Fastnachtsspiel, das als Vorgänger des Dramas verstanden wird und gezielt die Verhöhnung des bäuerlichen Standes beabsichtigte. Für gewöhnlich diente das Fastnachtsspiel auch als Propagandamittel für politische und religiöse Intentionen. Hierin unterschied es sich noch klar vom klassischen Drama, das in vielen Fällen eher sozial- und gesellschaftskritischer Natur war. Mit dem Schwank hatte die früheste Form des Dramas den Ausgang ihrer Handlungen gemeinsam, welche einen schlussfolgernden, gar belehrenden Charakter besaßen. 

 

Stilmittel und Motive: Wie es schon bei der humanistischen Weltanschauung der Ranaissance der Fall war, standen auch für die Stilmittel der Epoche griechische Dichter und Denker, wie Lykophron aus Chalkis Pate. Vier der wichtigsten sprachlichen Mittel stellten hierbei:

Anagramm 
Veränderung der Wortbedeutung durch Umstellung einzelner Silben bzw. Buchstaben 
Beispiel: anders - Randes

Akronym
Reduzierung einer Wortgruppe auf deren Anfangsbuchstaben 
Besispiel: PC - Personal Computer

Epigramm
Kunstvolle Inschrift in Form einer Widmung unterhalb eines Bildes, Portraits oder Poesie
Beispiel: Nachruf in einer Todesanzeige

Oxymoron
Scheinbar gegensätzliche Begriffe werden zueinander in Verbindung gebracht
Beispiel: weniger ist mehr

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Eine Auswahl bedeutender Werke und & Vertreter der Renaissance:


Die Göttliche Komödie (1321)
Dante Alighieri

Canzoniere (1470)
Francesco Petrarca

Das Dekameron (1470)
Giovanni Boccaccio


Der Fürst (1513)
Niccolò Machiavelli