Epoche des Barock (1600 - 1720)
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Vanitas (Johann Kaspar Lavater) |
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Begriffserklärung: Barock (portugiesisch: barocco = schiefrunde, merkwürdige Perle) bezeichnet eine Stilepoche, welche nicht weniger unförmig war, als die ursprünglich durch den Begriff beschriebenen Perlen. Da viele unterschiedliche literarische und künstlerische Strömungen die Epoche beeinflussten, wurde die "barocco" deshalb zum metaphorischen Sinnbild für besagtes Zeitalter.
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Luxus und Verfall als historischer Hintergrund
Ausgangspunkt für die Epoche des Barock war das Ende des 30-jährigen Krieges (1618 - 1648), welcher einen flächendeckenden politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Verfall verursachte. Zur selben Zeit wütete die Pest in vielen Klein- und Großstädten und reduzierte allein in Deutschland die Bevölkerung um gut ein Drittel.
Auch die Ausbildung des Territorialabsolutismus, für den der französische Absolutismus in Versailles Pate stand, spielte in den Anfängen der Barockzeit eine große Rolle. Der Staat nahm immer mehr Einfluss auf das gesellschaftliche Leben und machte klare Vorgaben in Bezug auf die Erziehung, Bildung, Wirtschaft und Religion der Menschen.
Kontroverser Weise folgte unmittelbar auf den Verfall schließlich eine übermäßig luxuriöse Kunst, Architektur und ein äußerst verschwenderischer Lebensstil in höheren Adelskreisen. Verschwenderischer Prunk und bettelarmes Elend existierten während der Barockzeit also in krassem Kontrast nebeneinander, was logischerweise Fragen zu Sinn und Unsinn der altertümlichen Ständegesellschaft aufwarf.
Kontroverser Weise folgte unmittelbar auf den Verfall schließlich eine übermäßig luxuriöse Kunst, Architektur und ein äußerst verschwenderischer Lebensstil in höheren Adelskreisen. Verschwenderischer Prunk und bettelarmes Elend existierten während der Barockzeit also in krassem Kontrast nebeneinander, was logischerweise Fragen zu Sinn und Unsinn der altertümlichen Ständegesellschaft aufwarf.
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Bedeutung der Barockzeit für die Literatur
Die Literatur des Barock war geprägt von Gegensätzen – zwischen Prunk und Vergänglichkeit, Ordnung und Chaos, Glauben und Zweifel. Inmitten von Krieg, Pest und sozialer Zerrüttung suchte sie nach Sinn, Halt und Ausdrucksformen für existenzielle Erfahrungen. Dabei wurde die deutsche Dichtung grundlegend reformiert:
Unter dem Einfluss von Humanismus und Absolutismus erlangte die deutsche Sprache literarische Reife, nicht zuletzt durch die normierenden Regeln von Martin Opitz. Inhaltlich spiegelte die Literatur die Spannungen ihrer Zeit. Sie diente der geistlichen Erbauung ebenso wie der höfischen Repräsentation – stets im Bewusstsein, dass alles Irdische vergeht.
Reform der deutschen Dichtung
Während sich die Literatur in der Renaissance überwiegend auf Werke in lateinischer Sprache beschränkte, wurde das Schrifttum in der Barockzeit allmählich durch deutschsprachige Literatur abgelöst. Urvater der deutschen Literaturreform war Martin Opitz, welcher mit seinem 'Buch von der Deutschen Poeterey' deutschsprachigen Büchern erstmals internationales Ansehen verschaffte und die deutsche Lyrik revolutionierte.
Literarische Besonderheiten
Im Bereich des Theaters kennzeichneten vor allem das Laienspiel, die Oper sowie das Ordens- und Jesuitendrama das Geschehen. In Sachen Lyrik hingegen waren neben dem Jesuitendrama auch Embleme, Epigramme, Schäferdichtungen und Sonette üblich.
Eine literarische Sonderform bildete der prosaische Picaro- bzw. Schelmenroman, bei dem die Erzählung in biographischer Manier auf die Erlebnisse des Protagonisten ausgelegt war. Ein sehr bekanntes Beispiel ist hier der Roman 'Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch' von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Stilmittel und Motive
Das antithetische Weltbild, bzw. die Antithese oder auch Antithetik, wurde in der Barockzeit begründet und ist bis heute eines der wichtigsten Stilmittel der Literatur. Sie basiert auf dem Gedanken der Gegensätze.
Motive Barockdichtung
Diesseits Jenseits
Schein Sein
Spiel Ernst
Wollust Tugend
Ewiges Leben Notwendigkeit des Todes
„Carpe Diem“ „Memento Mori“
Der Vanitasgedanke
Vanitas (lat.: leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit, Vergeblichkeit) beschreibt die Philosophie von der Vergänglichkeit aller irdischen Dinge und feierte in der Barockzeit ihren Höhepunkt. Vor allem in Deutschland befassten sich nach Kriegsende vermehrt Dichter, Schriftsteller und Literaten mit den Gedanken der Vergänglichkeit und dem Tod. Eines der schönsten und anschaulichsten Werke lieferte diesbezüglich Andreas Gryphius mit seinem Sonett 'Es ist alles eitel!' aus dem Jahre 1637.
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Du siehst, wohin du siehst nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden;
Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was itzt so pocht und trotzt, ist Morgen Asch und Bein
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't.
Noch will was ewig ist kein einig Mensch betrachten!
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Bedeutende Werke & Vertreter des Barock:
Hamlet (Tragödie, 1603)
William Shakespeare
Othello (Tragödie, 1622)
William Shakespeare
Macbeth (Tragödie, 1623)
William Shakespeare
Epicoene oder: Die schweigsame Frau (Komödie, 1609)
Ben Jonson
Buch von der Deutschen Poeterey (Prosa, 1624)
Martin Opitz
Leo Armenius oder Fürstenmord (Trauerspiel, 1650)
Andreas Gryphius
Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch (Schelmenroman, 1668/1669)
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen