Schreibbüro zum blauen Federkiel

Die Manga-Comic-Con in Leipzig - eine deutsch-japanische Kulturinitiative


Mit ihrer weltberühmten Buchmesse gilt Leipzig seit langem als Mekka für Buchliebhaber in und außerhalb Sachsens. Doch nicht nur Belletristik und Fachliteratur ziehen jährlich immer wieder tausende Leseratten in die sächsische Großstadt. Als absoluter Insidertipp gilt in diesem Bereich auch die von 13. bis 16. März 2014 stattfindende Manga-Comic-Convention, wobei Mangas inzwischen den Schwerpunkt der Messe bilden. Die aus Japan stammende Comicform begeistert nunmehr seit Jahrzehnten ein stetig wachsendes Publikum und nimmt bisweilen recht sonderbare Formen der Zelebrierung an. Nun mögen ältere Generationen mit dem Begriff 'Manga' nicht allzu viel anfangen können, darum hier eine kleine Einführung.





Was bedeutet Manga überhaupt?

Der japanische Begriff 'Man-Ga' heißt übersetzt soviel wie „ulkige Bilder“ und wurde im 18. Jahrhundert von einem Karikaturisten namens Katsushika Hokusai maßgeblich geprägt. Seine erzählende Art der bildlichen Darstellung hatte ihre Ursprünge in illustrierten Erzählungen der Emakimono Kunst, welche sich im 10. Jahrhundert zur Heian-Zeit in Japan entwickelte. Hier wurden Texte und Bilder erstmals auf für die damalige Zeit üblichen Handrollen kombiniert, um Erzählungen eine visuelle Komponente zu geben.



In der Moderne entwickelte sich diese traditionelle Variante der bebilderten Literatur zu einer völlig neuen Form der graphischen Erzählung, aus der sich schließlich der Asian Cult Comic entwickelte. Gelesen wird er ganz nach japanischem Vorbild auch hierzulande von rechts nach links und lässt sich dabei in folgende Genres unterteilen:

  • Adventure
  • Action
  • Comedy
  • Cyber / Science Fiction
  • Fantasy / Mediaeval
  • Horror
  • Kochen
  • Musik
  • Japanische Kultur und Geschichte (Jidai-geki)

Des Weiteren lassen sich Teile der einzelnen Genres in die Kategorien klassische Mädchen Comics (Shojo Mangas) und Comcis für Jungs (Shonen Mangas), bzw. Themeninhalte für Frauen (Josei) und Männer (Seinen) einordnen. Welche Mangareihen die ungeschlagene Top Ten bilden, variiert bislang sehr zwischen den Vorlieben der Leser.



Inhaltliche Unterschiede bei den jeweiligen Altersklassen


Die explizite Differenzierung zwischen Erwachsenen- und Jugendliteratur leitet sich in erster Linie aus den strengen japanischen Vorgaben zur freizügigen Darstellung von Personen ab. Auch ist der Erzählinhalt bei Mangas für Jugendliche bisweilen stark vereinfacht und orientiert sich hauptsächlich an sozialen Aspekten, mit denen ein Heranwachsender sich konfrontiert sieht.


Ein wirklich gut konzeptionierter Jugendmanga zielt deshalb meist nicht nur darauf ab, zu unterhalten, sondern ebenso klassische Problemthemen zu behandeln, mit denen Jugendliche sich häufig konfrontiert sehen. Folglich sind Liebeskummer, das Erlernen gesellschaftlicher Gepflogenheiten, aber auch schulische Elemente, wie Prüfungsfächer und Studienwahl für Jugendmangas nicht unüblich.


Erwachsenenmangas hingegen werden leider immer wieder auf den Bereich Erotik reduziert, der gemeinhin auch als Hentai oder Ecchi bezeichnet wird. Tatsächlich gibt es aber auch hier sehr komplexe Themenwelten, die Zukunftsvisionen und deren Konsequenzen, philosophische oder emotionale Aspekte behandeln. Eine Brücke zwischen diesen beiden Lagern bildet die Sparte der Homosexualität. Eine Angelegenheit, die äußerst gerne in Mangas für Erwachsene thematisiert wird und vom Entdecken der eigenen Orientierung über den damit verbundenen, inneren Konflikt bis hin zur eigenen und Fremdakzeptanz reicht.



Die Fangemeinde in Deutschland


Allein mit Comicbüchern ist es in Sachen Mangas aber noch lange nicht getan, denn die Communitiy besteht inzwischen aus wesentlich mehr. Ob Artbooks, animierte Comicserien zu besonders erfolgreichen Bücheserien (Animes), Soundtracks oder Consolenspiele - die japanischen Comicbücher haben in den letzten Jahrzehnten eine wahre Produktionsmaschinerie heraufbeschworen, die sich mittlerweile über den ganzen Erdball erstreckt. Speziell in Deutschland ist dieser Erfolg Comicverlagen wie Carlsen Comics und Panini zu verdanken. Mit deutschen Auflagen zahlreicher japanischer Originale gewährleisten sie, dass auch in der deutschen Fangemeinde für jeden Geschmack etwas dabei ist. Bestellt wird natürlich am liebsten übers Internet, wo die Auswahl größer ist, als im herkömmlichen Comic- oder Buchhandel.


Früher getaltete sich die Beschaffung der begehrten Asian Cult Exemplare deutlich schwieriger. Noch in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts waren Manga Fans darauf angewiesen, sämtliche Comicläden nach den heiß begehrten Bänden ihres Lieblingsmangas zu durchforsten oder sich gar auf die lange Reise ins Geburtsland der Mangakunst zu begeben, um dort die Genreneuheiten zu begutachten. Heute reicht eine einfache Reise nach Leipzig völlig aus, um sich auf der Manga-Comic-Convention über die jüngsten Trends und Neuerscheinungen auf dem Markt zu informieren. Allerdings besucht man so ein Kultereignis natürlich nicht in schlichter Alltagsgarderobe. Nein, Cosplay heißt das Zauberwort, das einen gewöhnlichen Fan kurzerhand selbst zum Mangahelden mutieren lässt. Gewandet in die extravagantesten Kostüme fluten Cosplayjünger seit Jahren die Convention und machen dabei nicht nur den Larp- und Fantasy Charakteren der Buchmesse Leipzig Konkurrenz. Darüber hinaus sahnen sie mitunter sogar so manchen Preis für die authentischste Darstellung beim Convention eigenen Cosplay Wettbewerb ab.




Wie die Leipziger Convention (Lese-)Kulturen verbindet


Dass die deutsche Fangemeinde sich so brennend für den japanischen Importschlager interessiert, hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf das diesjährige Programm der Convention. Geplant sind bislang eine Reihe von Workshops, die den Besuchern, beispielsweise durch Kaligraphie-, Sprach- und Teezeremoniekurse, neben der Mangakunst auch japanische Traditionen näher bringen sollen. Als Highlight gelten jedoch nach wie vor die Signierstunden diverser Mangakas. Sie sind es schließlich, die mit ihrer künstlerischen Begabung die Freundschaft zwischen Japan und dem Rest der Welt hervorbrachten.

Betrachtet man dieses einzigartige Kulturangebot, könnte sich selbst der ein oder andere Besucher der Buchmesse in das fantastische Reich der Convention verirren. Vorteilhaft ist in diesem Zusammenhang, dass die Eintrittskarten zur Leipziger Buchmesse hier als Kombitickets fungieren und den Besitzer somit automatisch zum Besuch der Manga-Comic-Convention berechtigen. Für Bücherwürmer, die gerne mal etwas Neues entdecken möchten heißt es darum: Nichts wie hin!