Schreibbüro zum blauen Federkiel

Literatur in Tateinheit mit Kunst: Impressionismus

 

Epoche des Impressionismus (1890 - 1910)


Water Lilies (Claude Monet)


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Begriffserklärung: Der Begriff Impressionismus leitet sich vom lateinischen impressio ab, was so viel wie Eindruck oder Empfindung bedeutet. Ursprünglich in der Malerei gebräuchlich (z. B. durch Claude Monets Impression, soleil levant), wurde er bald auf andere Künste übertragen. In der Literatur meint Impressionismus das Streben, flüchtige Sinneseindrücke, subjektive Wahrnehmungen und Stimmungen sprachlich einzufangen. Es geht nicht um große Ideen oder Handlungen, sondern um das feine Schimmern des Moments – das Flüchtige, das Unsagbare, das nur im Hauch berührt werden kann.


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Weltschmerz und Feinsinn als historische Hintergrund

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Welt rasant: Industrialisierung, Verstädterung, neue Technologien und zunehmende soziale Spannungen prägten das Lebensgefühl. Gleichzeitig begann die bürgerliche Weltordnung zu bröckeln – das Kaiserreich war noch stabil, doch Unruhe lag in der Luft.

Während der Naturalismus soziale Missstände anprangerte, wandten sich impressionistische Dichter davon ab und suchten ihre Wirklichkeit nicht in der Gesellschaft, sondern im empfindenden Subjekt. Ihre Antwort auf eine laute Welt war das leise Lauschen auf das, was kaum sagbar ist.

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Bedeutung des Impressionismus in der Literatur:

Der Impressionismus brachte eine neue Ästhetik der Andeutung in die Literatur: Der äußere Reiz – Licht, Farbe, Klang – wird nicht beschrieben, sondern in seiner Wirkung auf das empfindende Ich erlebbar gemacht. 


Sinneseindrücke und Beschreibungen als literarisches Werkzeug

Alles in der impressionistischen Literatur wird atmosphärisch aufgeladen – mit Worten, die mehr andeuten als benennen. Die klassische Erzählstruktur tritt zurück, stattdessen dominieren Momentaufnahmen, Stimmungsschilderungen, Übergangsszenen.

Besonders in der Lyrik wurde der Impressionismus zu einer Sprache des Schweigens – voller Halbtöne, flüchtiger Bilder, musikalischer Rhythmen.


Literarische Besonderheiten

Die Sprache des Impressionismus ist häufig metaphorisch, reich an Adjektiven, klangvoll, aber niemals überladen. Sie meidet klare Positionen und bevorzugt das Andeutende, Vieldeutige. In der epochenspezifischen Literatur wurden folgende Textsorten bevorzugt:

  • Lyrik (als idealer Raum für Klang, Bild, Rhythmus, Stimmung)

  • Kurzprosa, Novellen, Erzählskizzen (häufig mit offenem Ende)

  • Drama (stimmungsvoll, symbolistisch überhöht, szenisch verdichtet)


Stilmittel und Motive

Beliebte Motive des Impressionismus waren die Dämmerung, Spiegelungen, Herbst, Nebel, Wasser, flüchtige Begegnungen, Musik, Melancholie. Als typische Stilmittel der Epoche gelten:

  • Synästhesie (Verknüpfung von Sinneseindrücken)

  • Personifikation, Lautmalerei, Farbmetaphorik

  • Unvollständigkeit, Ellipsen, Gedankenstriche


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Der Panther (von Rainer Maria Rilke)


Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.


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Bedeutende Werke & Vertreter des Impressionismus:


Gedichte (Gedichtsammlung, 1891–1903)
Richard Dehmel

Die Toten schweigen (Erzählband, 1897)
Gustav Falke

Stundenbuch (Gedichtsammlung, 1899–1905)
Rainer Maria Rilke

Die Verwandlung der Daphne (Erzählung, 1905)
Arthur Schnitzler

Der tote Gast (Novelle, 1904)
Max Dauthendey

Der Weg ins Freie (Roman, 1908)
Arthur Schnitzler


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