Schreibbüro zum blauen Federkiel

Pflanzen in der Literatur - Teil 2: Der Fall Rapunzel

"Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!" 

ist wohl einer der berühmtesten Sätze aus den Märchen der Gebrüder Grimm. Er gilt einem Mädchen mit unwahrscheinlich langen Haaren, das von der Zauberin Gothel in einen hohen Turm gesperrt wird. Die junge Dame hat ihren Namen dabei einer besonderen Pflanze zu verdanken, die laut Märchen im Kräutergarten der Zauberin wuchs. Häufig wird hier der Feldsalat als vermeintliche Rapunzel vermutet. Ob dem tatsächlich so ist, möchten wir heute etwas genauer beleuchten.

Pflanzen in der Literatur - Teil 1: Alraune - Die Königin der Zauberpflanzen


Die Alraune (Mandragora) ist eine krautige Pflanze, die gemeinsam mit Auberginen, Kartoffeln, Tomaten und Paprika zu den Nachtschattengewächsen zählt. Der Name der Alraune leitet sich nach den Gebrüdern Grimm von einer altgermanischen Seherin ab, die von Tacitus mit dem Namen Albruna überliefert ist. Hierzu muss man wissen, dass der Name aus den althochdeutschen Begriffen alb für "Elf, Zwerg, Faun" und rûnen für "flüstern", beziehungsweise dem gotischen Wort runa für "Geheimnis, Rune" abgeleitet ist. Albruna oder Alraune bedeutet demnach soviel wie Elfenflüstern, Elfengeheimnis oder Elfenrune. Die Namensgebung lässt erahnen, dass sich um die Alraune zahlreiche Mythen ranken. Dabei ist nicht nur das Erscheinungsbild, sondern auch die Heilwirkung der Alraune recht mysteriös...

Literatur in Tateinheit mit Kunst: Exilliteratur




Exilliteratur (1933 - 1945)



Departure (Max Beckmann)


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Begriffserklärung: Als Exilliteratur bezeichnet man literarische Werke, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 im Ausland entstanden. Sie wurden von jenen Autorinnen und Autoren verfasst, die aus politischen, rassistischen oder künstlerischen Gründen zur Emigration gezwungen wurden. Der Begriff umfasst keine stilistisch einheitliche Bewegung, sondern ist durch die existenzielle Erfahrung von Vertreibung, Sprachverlust und Heimatlosigkeit geprägt.

Der lateinische Ursprung exilium verweist auf das Ausgeschlossensein – ein Zustand, der die Schreibenden tief durchdrang: geografisch verbannt, innerlich entwurzelt, doch sprachlich unbeugsam.

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Literatur in Tateinheit mit Kunst: Expressionismus

 

Epoche des Expressionismus (1910 - 1925)


Die großen blauen Pferde (Franz Marc)


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Begriffserklärung: Das Wort Expressionismus leitet sich ursprünglich vom lateinischen expressio für „Ausdruck“ ab. Die Epoche steht somit im Gegensatz zum Impressionismus, bei dem äußere Eindrücke und Stimmungen im Vordergrund standen. Stattdessen richtet sich der Expressionismus nach innen. Er will das Innere ausdrücken, das Seelenleben, die Gedankenwelt, das Zerrissene, das Chaotische und das Verstörte. In der Literatur bedeutet das: Kunst als Schrei, als Aufbruch, als Gegenwehr gegen Erstarrung und Konvention.

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Literatur in Tateinheit mit Kunst: Impressionismus

 

Epoche des Impressionismus (1890 - 1910)


Water Lilies (Claude Monet)


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Begriffserklärung: Der Begriff Impressionismus leitet sich vom lateinischen impressio ab, was so viel wie Eindruck oder Empfindung bedeutet. Ursprünglich in der Malerei gebräuchlich (z. B. durch Claude Monets Impression, soleil levant), wurde er bald auf andere Künste übertragen. In der Literatur meint Impressionismus das Streben, flüchtige Sinneseindrücke, subjektive Wahrnehmungen und Stimmungen sprachlich einzufangen. Es geht nicht um große Ideen oder Handlungen, sondern um das feine Schimmern des Moments – das Flüchtige, das Unsagbare, das nur im Hauch berührt werden kann.


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